Für die Ausstellung »From Texture to Temptation« der Stadtgalerie Kiel haben wir den Arbeiten von Silke Radenhausen (Greek Nº 5, 1997) und von Hannah Bohnen (Telephone Drawing 8, 2023) für Plakat, Broschüre, Einladung und Anzeigen eine klare serifenlose Typografie entgegengesetzt. Entsprechend dem Thema der Ausstellung »From Texture to Temptation« setzt die Gestaltungskonzeption subtil den Augenmerk auf Spannungsbögen zwischen den Polen »Abstraktion, Ornament und Oberfläche« durch die Betonung von scheinbar unwesentlichen Begriffen. Es war uns wichtig, verschiedene Positionen der Künstlerinnen exemplarisch in die Gestaltung einzubinden und für die Ausstellung sprechen zu lassen.



Mit Silke Radenhausen verbindet uns eine langjährige Zusammenarbeit, die 1997 mit der Ausstellung »Grammar of Ornament« in der Stadtgalerie Kiel begann. Es folgten die Projekte »Hybride Topographien, 2001/02«, »Im freien Fall, 2002«, »Dutch Wax Prints, 2006«, die prämierte Website in 2004 und ein digitales Werkverzeichnis, 2011. Mittlerweile wird die rasche Vergänglichkeit der digitalen Medien erkennbar. Wir beobachten gespannt mögliche Webarchivierungstrategien gegenüber der Bewahrung analoger Werke.
»Hybride Topographien, 2001/02«
»Dutch Wax Prints, 2006«
Text der Stadtgalerie Kiel zur Ausstellung »From Texture to Temptation«:
»Seit 1977 arbeitet Silke Radenhausen auf vielschichtigen Ebenen mit unterschiedlichsten Stoffen. Ausgangspunkt war die Auseinandersetzung mit geerbten Tüchern.
In der Ausstellung wird Silke Radenhausens als entscheidende feministische Position der Kieler Kunstszene mit Arbeiten einer jüngeren Künstler*innengeneration in einen neuen Kontext gestellt. So bilden neuer Arbeiten von Hannah Bohnen einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung. Hannah Bohnen hat in Kiel an der Muthesius Kunsthochschule und in Berlin an der Kunsthochschule Weißensee studiert. 2019 erhielt sie den Gottfried Brockmann Preis der Landeshauptstadt Kiel. Ihre Arbeiten zeigen einen reflektierten Umgang mit unterschiedlichen Referenzen der Geschichte der Skulptur und Bildhauerei. Ähnlich der künstlerischen Praxis von Silke Radenhausen nutzt sie ebenfalls das singuläre Objekt, die Oberfläche, das Material oder den Herstellungsprozess der jeweiligen Arbeiten für ihre Forschungen nach Fragen individueller Formsprache, Automatisierung und Stereotypisierung und verbindet diese mit kunstimmanenten Untersuchungen von Oberflächen.
Ergänzt werden diese beiden Positionen durch keramische Setzungen von Lucia Bachner. Lucia Bachner hat in Hamburg an der HfbK studiert und untersucht in ihren skulpturalen Arbeiten räumliche Strukturen und daran gekoppelte gesellschaftliche und ökonomische Systeme. Ihre Porzellanwandbilder basieren auf Farb- und Formstudien und spiegeln imaginierte Orte und Charaktere wieder. Begrifflichkeiten des Fragmentarischen und der Spur werden mit persönlich Erlebtem und individueller Erinnerung verbunden.
Alle drei Künstlerinnen setzen sich in ihren Werken mit den kunstimmanenten Termini der Oberfläche, der Abstraktion und dem Ornamentalen auseinander. Ausgehend von der jeweiligen Materialität und Textur gelingt es ihnen auf ganz unterschiedliche Weise, die daran geknüpften Diskurse auf andere Lebenswirklichkeiten zu erweitern und auf die körperliche und künstlerische Geste in ihren unterschiedlichsten Formen zu beziehen: From Texture to Temptation.«
Titel-Abb. Broschüre und Plakat: Silke Radenhausen, Grammar of Ornament: Greek, 1997, Leihgabe der Mercedes-Benz Art Collection, Foto: Helmut Kunde, Strande